Die Caritas in Niedersachsen fordert ein Ende der Dublin III Verordnung und plädiert für eine faire und humanitäre Verteilung der Geflüchteten in Europa. Europa müsse damit beginnen, Geflüchteten eine Perspektive zu geben.
Kern der Dublin III Verordnung ist die Regelung, dass das EU-Land, das ein geflüchteter Mensch zuerst betreten hat, für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig ist. Kommt eine geflüchtete Person in Deutschland an und stellt hier einen Antrag auf Asyl, prüfen die deutschen Behörden also zunächst, ob diese Person bereits in einem anderen EU-Land registriert wurde. Dies ist in einer Großzahl der Fälle zutreffend, da die Einreise in der Regel über eines der Länder an den EU-Außengrenzen stattfindet. Die Frist, in der Deutschland die Menschen in das Ersteinreiseland abschieben kann, beträgt in der Regel sechs Monate - in manchen Fällen aber auch bis zu 18 Monate.
"Viele Menschen sind oft bereits jahrelang unterwegs und werden in Libyen, in der Türkei und weiteren Ländern ausgebeutet und müssen dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben", erklärt Caritas-Landessekretär Thomas Uhlen, "wenn sie den weiten Weg nach Europa schaffen, hoffen sie auf ein selbstbestimmtes Leben, auf Arbeit und eine Perspektive der Integration vor Ort." Oft würde ihnen diese Hoffnung aber bereits auf dem Weg ihrer Flucht, der ohnehin schon lebensbedrohliche Abschnitte beinhaltet, schnell zum Albtraum, wenn sie unterwegs nicht selten von Eltern oder Geschwistern getrennt werden.
Die Gründe, aus denen Menschen in einem anderen Land als ihrem Ersteinreiseland in der EU Asyl beantragen, seien vielfältig, beschreibt Migrationsreferentin Amira Hasso: "Zu familiären Anknüpfungspunkten kommen insbesondere die schwierigen Zustände in den Ländern an den EU-Außengrenzen, die durch die innereuropäische Regelung nach der Dublin III Verordnung stark belastet sind. In Italien etwa leben viele, auch anerkannte, Geflüchtete auf der Straße, haben keinen Zugang zu Sprachkursen und Gesundheitsleistungen und keinerlei berufliche Perspektive. Außerdem besteht das Problem der Kettenabschiebungen, denn einige EU-Länder schieben Geflüchtete in ihre Herkunftsländer ab, obwohl dies in Deutschland aufgrund der Situation in den Ländern aus humanitären Gründen in der Regel nicht praktiziert wird."
Die Caritas in Niedersachsen fordert deshalb ein Ende der Dublin III Verordnung und schließt sich der Forderungen vieler weiteren Organisationen und NGOs an, eine europaweite humanitäre Verteilung der Geflüchteten zu ermöglichen. "Die Menschen brauchen nach der jahrelangen Flucht endlich einen Ort, an dem sie ankommen können und ihnen eine Perspektive gegeben wird", fordert Uhlen, "Integration funktioniert nur dann, wenn Menschen wie Menschen behandelt und nicht wie Ware hin und her geschoben werden."