Die Caritas in Niedersachsen sieht die "Propagierung von Fremdenhass" als Kündigungsgrund. Das haben die Diözesandirektoren Dr. Hans-Jürgen Marcus (Hildesheim) und Franz Loth (Osnabrück) am Donnerstag, 24. November, in Form einer "Gemeinsamen Erklärung" stellvertretend auch für den Oldenburger Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe (Vechta) mitgeteilt.
Die Münchener Publizistin und Juristin Dr. Liane Bednarz warnte in ihrem Vortrag vor dem Erstarken einer rechtspopulistischen Bewegung.
Ausgrenzung und Benachteiligung seien mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar, heißt es in dem Schreiben weiter, das vor rund 70 Zuhörern im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zum Thema "Kein Platz für Fremdenhass" vorgestellt wurde. Erwartet werde "ein hohes Maß an Sensibilität für die vielen individuellen Lebens- und Leidenswege sowie ein Eintreten für Mitmenschlichkeit", heißt es in der Erklärung der katholischen Wohlfahrtsverbände weiter.
Ein weiteres Element der Initiative werden regionale Argumentationstrainings sein, um Mitarbeitende darin zu stärken, in menschenverachtenden Situationen ihre Stimme zu erheben, teilten die Direktoren mit.
Auf das Erstarken der rechtspopulistischen Bewegung in Deutschland sowie die Folgen davon hat die Münchener Publizistin und Juristin Dr. Liane Bednarz hingewiesen. So glaubten mittlerweile 34,7 Prozent der Deutschen, dass sie sich wie Fremde im eigenen Land fühlen. In Sachsen wollen, so die Referentin, 25 Prozent die AFD wählen.
In einer Art "Politreligiosität" würden sich viele Rechtspopulisten häufig in einer "argumentativen Filterblase" aufhalten, sagte Bednarz, die der Zugehörigkeit zu einer Sekte ähneln würden. Hier kämen sie schwer wieder heraus.
Einzug in die Gesellschaft habe eine nationalsozialistische Sprache gehalten, so Bednarz. Die ‚Demokratie‘ werde gleichgesetzt mit einer ‚Diktatur‘; von ‚Gedankenpolizei‘ sei die Rede, an der Spitze stünde Bundeskanzlerin Angela Merkel als ‚Kanzlerdiktatorin‘. Der ‚Volkstod‘ drohe, da das deutsche Volk mit Fremden überflutet würde.
Entstanden sei eine Haltung des ‚Ethnopluralismus‘, der nur noch vier Rassen kenne, die auch - so die Logik - dort bleiben sollten, wo sie leben, führte Bednarz aus. ‚Rassenschutz‘ werde propagiert.
Nach dem Prinzip des ‚Antipluralismus‘ werde alles verächtlich gemacht, was nicht der eigenen Partei und dem eigenen Gedankengut entspräche. Bednarz: "Das ist ein Novum im Diskurs." Gesprochen werde von ‚Volks-‚ oder von ‚Hochverrätern‘. Hauptfeind dieses Denkens seien Liberale im Sinne einer offenen Gesellschaft.
Auf die Situation des Rechtspopulismus in Niedersachsen hat die Leiterin des Landes-Demokratiezentrums, Dr. Bettina Doering, hingewiesen. Dass sie an den letzten Kommunalwahlen nur 55 Prozent der Bürger beteiligt hätten, sei "ganz schön wenig gewesen". Bürger hätten kein Vertrauen mehr in politische Systeme und fühlten sich durch diese nicht mehr repräsentiert.
Weiterhin gebe es eine steigende Zustimmung zu Menschenfeindlichkeit. Weiterhin erschreckend: Der Anstieg von politisch motivierten Kriminaltaten um 30 Prozent sei nicht von Tätern aus der rechtsextremen Szene verübt worden, sondern von Bürgern aus der Mitte der Gesellschaft, sagte Doering. Die Zahl der klassisch als rechtsextrem eingestuften Straftäter habe dagegen abgenommen.
42 Prozent niedersächsischer Schüler hätten darüber hinaus ausländerfeindlichen Aussagen zugestimmt, berichtete Doering.
Zahlen, angesichts derer es Zeit werde, "wach zu werden und dagegen zu halten", mahnte der Osnabrücker Caritasdirektor Franz Loth im Rahmen der Veranstaltung, die vom niedersächsischen Landespräventionsrat unterstützt wurde.