Die Verbände, die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) e. V. organisiert sind, mahnen, dass die Kürzungen massive Einschnitte bei einer Vielzahl von sozialen Angeboten und eine nachhaltige Schwächung des Zusammenhaltes in der Gesellschaft bedeuten würden.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sagt dazu: "Einen vernünftigen Bundeshaushalt aufzustellen ist heute eine Herkulesaufgabe. Krisen machen es schwer, Einnahmen und Ausgaben zum Ausgleich zu bringen. Das alles verstehen wir in der Caritas. Unser Verständnis endet, wenn die politischen Prioritätensetzungen jetzt zu überproportionalen Einsparungen für die soziale Infrastruktur führen. Eine resiliente Daseinsvorsorge braucht Finanzierungssicherheit gerade in Krisenzeiten. Denn in diesen Zeiten sind besonders viele Menschen auf Angebote der Wohlfahrtspflege angewiesen - auf Schuldnerberatung, auf Suchthilfe, auf Integrationsdienste."
Weniger Migrationsberatung und Freiwilligendienste
Beispielhaft nennen die Wohlfahrtsverbände folgende Kürzungen: Die Kürzungen in Höhe von etwa 30 Prozent im Bereich der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) treffen paradoxerweise mit der höchsten Zahl von Neuzugewanderten nach Deutschland seit der großen Fluchtbewegung nach dem II. Weltkrieg zusammen. Dazu gehören 1,2 Mio. Geflüchtete allein aus der Ukraine. Die Nachfrage nach qualitativer Beratung ist unverändert hoch. Die Kürzungen würden Arbeitsplatzverluste für die Mitarbeitenden im Programm bedeuten, die sich täglich mit ihrer Expertise für Ratsuchende einsetzen. Ein weiteres betroffenes Bundesprogramm ist das der Psychosozialen Zentren (PSZ). Statt einer Aufstockung der nicht annähernd ausreichenden Versorgung Traumatisierter, werden die Psychosozialen Zentren von 17 Mio. auf 7 Mio. Euro gekürzt. Die skandalöse Unterversorgung und der nun drohende Abbruch zahlreicher Therapien sind verheerend.
Auch die Mittel für die Freiwilligendienste sollen massiv gekürzt werden. Über alle Formate hinweg ist eine Absenkung um 78 Mio. Euro geplant - das sind insgesamt 23,7 Prozent der Bundesmittel für dieses Lern- und Orientierungsjahr. Die geplanten Kürzungen hätten zur Folge, dass jeder vierte Freiwilligenplatz wegfallen würde - das wären bundesweit rund 30.000 Freiwillige.
"Die Spitzenverbände wären auch ohne Kürzungen bereits großen Sparanstrengungen ausgesetzt", sagt BAGFW-Präsident Michael Groß. "Diese ergeben sich allein schon aus Inflation und Tarifsteigerungen. Daher darf es mindestens nominell keine Kürzungen geben. Die Freie Wohlfahrtspflege hat sich als Garant der sozialen Infrastruktur und Stabilisator in den letzten Krisen sehr bewährt. Diese Rolle ist definitiv gefährdet."